Lavater-Sloman, Mary: Lucrezia Borgia und ihr Schatten. Eine Chronik. Zürich München, Artemis-Verlag, 1976.

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Lavater-Sloman, Mary:
Lucrezia Borgia und ihr Schatten. Eine Chronik.
Zürich München, Artemis-Verlag, 1976.

gefunden im Sachgebiet: Biographien

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3. Aufl. 399 S. , Leinen mit Schutzumschlag , Gutes Exemplar, Stempel

"Gregorovius, der Verfasser der < Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter >, war der erste Gelehrte, der die Akten über Lucrezia Borgia studierte und zum Schlüsse kam, daß das Klischee der < Giftmörderin > und der < schönen Teufelin > keineswegs zu der Borgiatoch-ter paßte. Lucrezia war das Produkt ihrer Umgebung, die vor Cäsar Borgia zitterte und bei der Häufung seiner Verbrechen den Maßstab für Gut und Böse verloren hatte; an Lucrezias ahnungsloser, liebenswürdiger Unmoral nahm deshalb niemand Anstoß, schon gar nicht in einer Zeit der Renaissance , die den Menschen als Individuum entdeckt hatte. So tändelte Lucrezia, selbstbewußt, schön, prachtliebend und sinnenfroh, mit der Macht, die ihr als Tochter Alexanders VI. in die Wiege gelegt war. Sie hielt sich für eine wichtige Schlüsselfigur im politischen Treiben ihrer Familie und spielte doch nur wie ein verwöhntes Kind mit Dingen, deren gefährliche Mechanik es nicht kennt. Lucrezias Umgebung hatte keine Zeit für sie, höchstens, daß man sie von einer Verlobung und einer Ehe zur ändern schob. Nur einer besitzt Augen, Herz und Verstand für dieses im Grunde liebenswerte Geschöpf, das ist ihr Milchbruder, ihr treuer Freund, ihr Geheimsekretär, Jakobus Krafft; er ist < der Schatten >, der Unbeachtete neben Lucrezias strahlender Erscheinung, er allein kennt ihre Tränen und ihre Ängste, ihre Sehnsucht und ihre schuldlose Verdorbenheit; er führt ein Tagebuch, und was dort von seiner Herrin Lucrezia verzeichnet steht, wurde von Klugheit, Ironie und Herzensgüte diktiert, war doch der Schatten bedeutender als das Irrlicht, das ihm vorantanzte. Unter allen historischen Persönlichkeiten ist Jakobus die eine, von der Verfasserin erdachte Gestalt, durch deren Mund Lucrezias Wesen, das unter Frauen nie aussterben wird, zur duldsam belächelten Darstellung kommt."

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